„Wenn eine Frau traurig ist, bekommt sie meinen Trost, wenn sie ihn braucht. Das ist das Leben. Und ich werde nie mehr irgendwo arbeiten, wo mir nicht gestattet ist, einem Menschen menschlichen Beistand zu leisten.“ – oder – „Es muss ein Ende haben, dass die Jobs der „Kümmerer“ diese selbst krank machen.“
Anja Bendel
Für meine Interviewreihe „Mach’s weg“ habe ich Interviews aus verschiedensten Perspektiven über die Corona-Krise, den Graben zwischen “Alternativ-” und Schulmedizin, und über eines der wichtigsten Themen im Leben geführt: Gesundheit. Aber was ist das überhaupt? Lassen sich Krankheiten und ihre Symptome einfach „weg machen“? Wieso kümmern sich Menschen umeinander? Und wie sähe ein Gesundheitssystem aus, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt?
Die gesammelten „Mach’s weg“-Interviews sind hier als Buch zu bestellen.
Bildquelle: Anja Bendel
Laurens Dillmann: Wie viele unterschiedliche Facetten hat der Hebammenberuf?
Anja Bendel: Als Hebamme steht mir ein weites Betätigungsfeld offen. Um Geburten zu begleiten, könnte ich angestellt, aber auch als Freiberuflerin im Kreißsaal arbeiten. Etwa zwei Prozent aller Babys in Deutschland werden in Geburtshäusern oder zu Hause von ihren Müttern mit Hebammenhilfe geboren. Es gibt auch rund um die Schwangeren und Familien für Hebammen viel zu tun. Zum Beispiel in eigener Praxis, wo sie Beratung, Vorsorge und Kurse wie Geburtsvorbereitung, Rückbildungskurse, oder Mutter-Kind-Kurse anbieten. Hebammen gehen ebenso zu Hausbesuchen, oftmals in den ersten Tagen nach der Geburt. Das nennt man Wochenbettbetreuung. Das ist eine ganz wichtige Hilfe für die Familien. Es gibt auch Familienhebammen, die Mütter, Kinder und Väter in schwierigen Lebenslagen im Rahmen der Frühen Hilfen ein ganzes Jahr begleiten. Wir Hebammen können natürlich auch alles miteinander kombinieren. Das finde ich sehr reizvoll an meinem Beruf.
Erzähl mir von deinem Berufsalltag. Was genau machst du?
Der jetzige Alltag im Kreißsaal ist sehr unterschiedlich und das liebe ich an der Tätigkeit. Früh-, Spät- und Nachtdienst haben ganz unterschiedliche Arbeitsatmosphären. Neue Menschen stellen dir immer andere Aufgaben, keine Geburt ist gleich. Manchmal habe ich einen Dienst, an dem nichts los ist, manchmal habe ich Zeit für eine ganz persönliche Geburtsbegleitung und manchmal ist die Belastungsgrenze maximal ausgereizt und ich muss mich um viele Menschen gleichzeitig kümmern. Manchmal auch um schwere Schicksale.
Wie genau kümmerst du dich?
Das Kümmern ist so vielfältig. Sprachliche Zuwendung. Hände halten. Massieren. Mit den Frauen Wehen veratmen. Zuversicht geben, die Geburt zu schaffen. (…)
Das ganze Interview gibt es exklusiv im Buch. Hier bestellen.