„Heute weiß ich, dass es wirklich vielen Menschen so geht: Sie gucken durch eine Glasscheibe in die Welt und sind nicht mit ihr verbunden. Das ist einfach schlimm und schmerzlich.“
Dami Charf
Für meine Interviewreihe „Mach’s weg“ habe ich Interviews aus verschiedensten Perspektiven über die Corona-Krise, den Graben zwischen “Alternativ-” und Schulmedizin, und über eines der wichtigsten Themen im Leben geführt: Gesundheit. Aber was ist das überhaupt? Lassen sich Krankheiten und ihre Symptome einfach „weg machen“? Wieso kümmern sich Menschen umeinander? Und wie sähe ein Gesundheitssystem aus, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt?
Die gesammelten „Mach’s weg“-Interviews sind hier als Buch zu bestellen.
Bildquelle: Dami Charf
Laurens Dillmann: Was genau tust du in deinem Beruf?
Dami Charf: Das sind die kurzen Fragen, auf die es nur lange Antworten gibt (lacht). Im Grunde helfe ich Menschen, wieder in Verbindung zu treten. Mit sich. Aber nicht nur mit sich, denn das macht keinen Sinn. Sondern auch mit einem Du, einem Wir, und letztlich auch mit der Welt. Mit der Erde, auf der wir leben. Ich glaube, jede andere Form von Verbindung bleibt egozentrisch, im globalen Kontext ist jede andere Form von Verbindung zu kurz gedacht. Es kann nicht nur darum gehen, dass ich mit mir selbst glücklich bin. Ich glaube nicht, dass das möglich ist. Die Idee von Glück, die momentan kursiert, halte ich für egozentrisch und unrealistisch.
Das ist der Kern und Sinn meiner Arbeit. Ich mache das auf dem Wege von körperorientierter Psychotherapie und bin spezialisiert auf Entwicklungstrauma. Wobei das Wort Trauma relativ irreführend ist. Es geht einfach darum: Wie verletzt sind wir aus unserer Kindheit gegangen? Da müssen nicht hochdramatische Dinge passiert sein, damit wir geprägt sind.
Wie läuft eine Therapie-Sitzung bei dir ab?
Es gibt keinen pauschalen Ablauf. Eine Sitzung ist so unterschiedlich wie jeder Mensch. Ich suche die Tür zu der Person, die vor mir sitzt. Wie kann ich dich erreichen? Wie kann ich Verbindung zu dir herstellen? Ich glaube, dass Integration – oder das große Wort Heilung – nicht dadurch geschieht, dass du dir nur die alten Geschichten anschaust. Das haben wir alle 1000-mal getan. Das tut weh und das tut es auch beim tausendsten Mal. Der Punkt ist, ob ich es schaffe, von hier und heute auf diese Geschichten zurück zu gucken und gleichzeitig eine neue Erfahrung zu machen. (…)
Das ganze Interview gibt es exklusiv im Buch. Hier bestellen.
Gute Fragen – und authentische Antworten, die mich sehr ansprechen. Gerade, klar, nachvollziehbar. Und weil ich mich in vielem wiederfinde, spüre ich Verbindung. Danke dafür, Dami und Jörg
Danke, Silvia!
Wow! Was für ein starker Satz: „Wir verehren Funktionalität, nicht Gesundheit!“. Seit über 10 Jahren bin ich nun als Coach tätig und aktuell in Ausbildung zur „Körperorientierten Prozessarbeit“. Erst seit einiger Zeit wird mir (natürlich hauptsächlich in Bezug auf mich selbst) bewusst, wie oberflächlich und teilweise auch „unecht“ viele Coaches arbeiten (mich eingeschlossen). Ich habe mich selbst jahrelang von meinem Leid dissoziert, um zu funktionieren und das noch an andere Menschen weiter gegeben!!! Gerade im unternehmerischen Kontext „muss“ der Mensch (auch von Coaches) funktionsfähig gemacht werden. Anstatt GESUND. Ich bin froh, dass ich inzwischen auf einem anderen Weg bin und mich aus dieser Art von Coaching heraus-entwickelt habe, wobei die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist – oder sogar eher als immer andauernder Prozess beschrieben werden könnte 😉
Dank diesem Interview sehe ich das nochmal klarer für mich!
Auch die Haltung, dass ich in einer Therapie-Sitzung als Therapeut etwas von mir zeigen darf, mich nicht „zurück halten“ muss entspricht viel mehr meinem Wesen als die „ich-hab-die Weisheit-mit Löffeln-gefressen-Einstellung“. Danke für diese Sicht, Dami!
Ach…und es gibt noch so viele (mich) ansprechende Sätze in diesem Interview….
Danke Laurens!
Nochmal Danke, Isabel. 🙂