Warum fehlt die Lust in medizinischen Ausbildungen? – mit Sex-Forscherin Yella Cremer

Es ist ein Paradoxon, dass menschliche Lust in medizinischen Ausbildungen keine Rolle spielt. Da sieht man, dass unser Gesundheitssystem nicht dazu gemacht ist, Spaß zu haben.


Yella Cremer

Die Speakerin und Autorin war ursprünglich Sozialpädagogin und in der IT-Branche tätig. 2005 gründete sie eine Tantra-Massage-Praxis in Essen, gefolgt von der Liebes- und Sexschule „LoveBase“ in Berlin, die sie seit 2015 online weiterführt. Sie informiert in Workshops, Vorträgen und Büchern über Sexualität und Persönlichkeitsentwicklung.
https://www.lovebase.com


Für meine Interviewreihe „Mach’s weg“ habe ich Interviews aus verschiedensten Perspektiven über die Corona-Krise, den Graben zwischen “Alternativ-” und Schulmedizin, und über eines der wichtigsten Themen im Leben geführt: Gesundheit. Aber was ist das überhaupt? Lassen sich Krankheiten und ihre Symptome einfach „weg machen“? Wieso kümmern sich Menschen umeinander? Und wie sähe ein Gesundheitssystem aus, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt?

Die gesammelten „Mach’s weg“-Interviews sind hier als Buch zu bestellen.


Foto-Credit: Laurens Dillmann

Laurens Dillmann: Was genau ist der Inhalt deiner Arbeit?

Yella Cremer: Ich nenne mich Sex-Forscherin und mache, mangels eines deutschen Wortes, Sex-Education. Sexuelle Bildung, überwiegend über Bücher, zum Teil über Workshops, Online-Kurse und Coaching. Eine Weile habe ich mich Sex-Expertin genannt, erst vor einer Woche hat jemand den Begriff Sex-Forscherin ins Spiel gebracht. Ich fand das noch angemessener, obwohl ich nicht wissenschaftlich arbeite. Im Grunde genommen forsche ich permanent, weil es gerade im Bereich Sexualität nichts gibt, von dem man sagen kann, es ist eindeutig und es bleibt für immer so.

Warum ist Sexualität dein Lebensthema und wie ist sie zu deinem Beruf geworden?

Ich habe einen bunten beruflichen Lebensweg. Durch Zufall bin ich auf Tantra-Massagen gestoßen, da habe ich die Spur aufgenommen. Diese Art von Körperarbeit, wo mein sexuelles Wesen wirklich existent sein darf, hat mich total fasziniert. Ich habe sofort selbst Tantra-Massage gelernt und damit in einer Praxis gearbeitet. Nebenberuflich zu meiner Projektarbeit mit Computern (lacht). Später habe ich eine eigene Praxis gegründet.

Über diese Körperarbeit bin ich in das Thema Sexualität eingestiegen. Weil es ungewöhnlich ist, dass Sexualität in einer Massage mit einfließen darf. Ich habe dabei sehr viel darüber gelernt, wie unterschiedlich Menschen ticken. Und über die Jahre habe ich gemerkt: Das Lehren macht mir am meisten Spaß. So habe ich angefangen zu lehren, über Vorträge und Einzel-Coachings. Irgendwann war klar: Ich weiß ein bisschen mehr als andere und das gebe ich weiter. Das war mein eigener Weg, über viele Fortbildungen. Ich habe aber keine spezifische Sexologie-Ausbildung, es ist einfach praktische Erfahrung. Ich bin über den IT-Bereich im Troubleshooting ausgebildet: Ich habe die Fähigkeit, Probleme zu lösen. Und in meinem allerersten Leben war ich Sozialpädagogin, das heißt, die Arbeit mit Menschen in verschiedensten Gruppen ist mir vertraut.

Auf welche Werte berufst du dich?

Der tiefste Wert ist Wahrheit. Und Schönheit. Wenn Menschen zu dem stehen, was und wer sie sind, entsteht Schönheit. Es kommt darauf an, wertzuschätzen, was ich in mir als wahr empfinde. Von da aus entstehen Entfaltung, Schönheit, Vielfältigkeit. Und mir ist Authentizität wichtig, vor allem in der Kommunikation. Wenn ich lerne zu kommunizieren, wer ich wirklich bin, entsteht eine Verbindung mit anderen Menschen. Das ist auch ein wichtiger Wert. (…)


Das ganze Interview gibt es exklusiv im Buch. Hier bestellen.

4 Kommentare zu „Warum fehlt die Lust in medizinischen Ausbildungen? – mit Sex-Forscherin Yella Cremer“

  1. Großartige Aussagen, die ich voll unterstütze! Und möchte ergänzen: um gesund zu bleiben, müssen Organe (Prostata, Gebärmutter usw.) gut durchblutet werden. Und das geht am besten mit Sexualität, sei es Selbstbefriedigung oder mit einem anderen Menschen. Es werden gesund machende Hormone ausgeschüttet, zb ist Oxitocyn ein Antikrebs Hormon. Es wird u.a. im Schlaf und beim Kuscheln produziert. Und es hilft gegen depressive Verstimmungen.
    Ich wünsche allen gute Berührungen! Lea

  2. Danke für dieses berührende Interview! Yella wirkt auf mich (selbst in diesen paar Interview-Zeilen) sehr echt. Ihr(e) Beruf(ung) hat etwas mit ihr zu tun. Sie folgt ihrem Ruf und geht dabei gleichzeitig als Vorbild voraus. Als Frau und Mensch. Schön, dass es so etwas gibt! Das Gespräch inspiriert mich, hier für mich weiter zu forschen 🙂 Danke Laurens! Danke Yella!

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